Vor 65 Jahren testeten US-Physiker zum ersten Mal eine Atombombe.
In der Wüste von New Mexiko läuteten sie das Nuklearzeitalter ein.
Wenige Tage später wurden mit der neuen Technik Hiroshima und Nagasaki dem Erdboden gleich gemacht.
Der Historiker des Nationalen Forschungslabors Los Alamos, mitten im US-Bundesstaat New Mexiko, ist ein quirliger Typ,
der gerne rumwitzelt.
Aber wenn Alan Carr vom 16. Juli 1945 spricht, dann wird er sehr ernst.
An diesem Morgen wurde der Lauf der Geschichte verändert und mit der erfolgreichen Zündung der ersten Atombombe
begann das Nuklearzeitalter.
Dabei hatten die Wissenschaftler des "Manhattan Project" durchaus Zweifel, ob sie wirklich eine funktionierende Bombe
gebaut hatten.
Physiker wetteten gegen die Bombe
"Ich war sehr gespannt zu sehen, was passieren würde - sogar besorgt", erinnerte sich später der Physiker Edward Teller.
Als die Wissenschaftler kurz vor dem Test eine Tippgemeinschaft aufmachten, gab es einige, die darauf wetteten,
dass der Prototyp versagen würde.
Im Wissenschaftsmuseum von Los Alamos zeigt Historiker Alan Carr auf ein Modell des Bombenkerns:
eine dunkelgraue Kugel mit vielen Ausbuchtungen und Kabeln.
Man kann es kaum glauben, aber sie wurde ganz profan auf dem Autorücksitz zum Testort gefahren.
Überhaupt war vieles improvisiert - so wurden unter dem Turm, auf dessen Spitze die Bombe zündete,
Matratzen ausgelegt, für den Fall, dass die wertvolle Last herunterfiel.
Wert der Waffe: mehrere hundert Millionen Dollar
Der Physiker Phillip Morrison berichtete später von nervenaufreibenden Stunden.
An Schlaf war kaum zu denken, die Gedanken kreisten darum, ob der Versuch scheitern würde und welche Auswirkungen
ein Erfolg hätte.
Als alles für den Test bereit war, wurde die Bombe offiziell in den Besitz des US-Militärs übergeben
und auf der Quittung stand als Wertangabe: mehrere hundert Millionen Dollar.
"Manche lachten, andere weinten, die meisten blieben stumm", erinnerte sich Projekt-Chef Robert Oppenheimer
an den Moment, als es taghell wurde und ein riesiger Atompilz aufstieg.
Einer seiner Kollegen platzte heraus: "Jetzt sind wir alle Hurensöhne".
Oppenheimer formulierte es poetisch-düsterer mit einem Zitat aus der indischen Mythologie:
"Jetzt bin ich der Tod geworden, Zerstörer der Welten".
Kurz nach dem Test kam Hiroshima
Seine Kollegen erzählen allerdings, als Oppenheimer zurück nach Los Alamos kam,
habe er eher den Eindruck eines Cowboys gemacht, der breitbeinig und stolz seinen Triumph genießt.
Als der Test der Plutoniumbombe in New Mexico stattfand, war die erste Uranbombe,
die übrigens nie getestet wurde, bereits auf dem Weg zum Kriegsschauplatz im Pazifik.
Und 22 Tage nach dem offiziellen Beginn des Atomzeitalters explodierte sie am Morgen des 6. August 1945
über der japanischen Stadt Hiroshima.
16 Stunden später stellte US-Präsident Harry Truman Japan ein letztes Ultimatum.
Entweder das Kaiserreich kapituliere oder es werde Verderben regnen.
In derselben Rede lobte Truman die Wissenschaftler aus Los Alamos überschwänglich und sagte:
"Wir haben zwei Milliarden Dollar für das größte wissenschaftliche Wagnis der Geschichte ausgegeben -
und wir haben gewonnen."
Quelle: http://www.tagesschau.de/ausland/atombombe102.html